231-10123 Zeitzeugengespräche mit Holocaust-Überlebenden - Helden des Überlebens
Beginn | Do., 20.04.2023, 18:00 - 20:00 Uhr |
Kursgebühr | 6,00 € |
Dauer | 1-mal |
Kursleitung |
Beate Scheffold
Birgit Mair |
Das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e.V. bietet, unter Federführung von Birgit Mair, Online-Gespräche mit Holocaust überlebenden an. So berichten an diesem Abend Eva Weyl und Horst Bernard von ihren Verfolgungen durch die Nationalsozialisten.
Eva Weyl war als jüdisches Kind mit ihren Eltern im KZ-Durchgangslager "Westerbork" in den von Deutschen besetzten Niederlanden gefangen. Sie spricht Deutsch und Niederländisch und lebt in den Niederlanden.
Horst Bernard wurde 1932 in Bischmisheim bei Saarbrücken als Kind eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter geboren. Die Eltern waren im saarländischen Widerstand gegen die Nazis aktiv. Nachdem das Saarland 1935 nationalsozialistisch wurde, floh der Vater ins Exil nach Frankreich. Die Mutter wurde von den Nazis unter Druck gesetzt, ihren Ehemann zurückzuholen. Mit ihren zwei kleinen Kindern machte sie sich auf den Weg nach Luchon in den Pyrenäen, wo die französischen Behörden den Vater hingeschickt hatten. Nachdem der südliche Teil Frankreichs besetzt worden war, musste der Vater in die Illegalität untertauchen. 1944 wurde die Mutter von der Militärverwaltung verhört, die Gestapo durchsuchte ihre Wohnung. Nun musste auch sie mit den zwei kleinen Kindern untertauchen. Das 1940 auf französischem Boden geborene Brüderchen änderte den Rechtsstatus der Familie zu ihren Gunsten. Ab August 1935 lebte die Familie in Agen, so sie Hilfe von anderen erhalten hatte und anderen Geflüchteten half. Ihr ältester Sohn Horst wurde bei einem alten Ehepaar untergebracht, das mit der Résistance sympathisiert hatte. Besonders belastend war für den Jungen, der in Agen ein Gymnasium besuchte, folgende Situation: Einmal in der Woche ging er zu einem bestimmten Zeitpunkt in Agen auf einem Boulevard auf und ab, um seinen Vater zu sehen. Sie gingen auf unterschiedlichen Straßenseiten und nickten sich zu. Sprechen konnten sie nicht miteinander. Im Alter von zwölf Jahren entging Horst knapp dem Tode. Er konnte fliehen, als die SS auf der Beerdigung eines bekannten Widerstandskämpfers der Resistance-Gruppe "Libération" auf dem Friedhof in Fengarolles um sich geschossen und zahlreiche Menschen verhaftet hatte. Horst Bernard lebt heute wieder im Saarland. Herr Bernard spricht Deutsch und Französisch und engagierte sich auch in der Nachkriegszeit gegen Alt- und Neonazis. Seit April 2021 beteiligt er sich an unserem Zeitzeugenprogramm.
Moderiert wird der Onlinevortrag von Frau Mair. Nach den Erzählungen der Zeitzeugen kommen wir zusammen mit den Zeitzeugen ins Gespräch. Der Eintritt für Schüler*innen ist frei.